J. S., Romnij aus Deutschland

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Projektreise haben uns im Vorfeld einige Ausführungen zu den historischen Ereignissen, ihrem Wissensstand, ihren Fragen und ihrem persönlichen Hintergrund übermittelt. Wir veröffentlichen einige dieser Ausführungen (in anonymisierter Form).

„Meine Großeltern haben die NS Ghettos überlebt, ihre Eltern und der größte Teil ihrer Familien aber nicht. Sie erzählten von Verfolgung, Deportationen , Misshandlungen und Ermordungen. Nach 1945 bekamen meine Großeltern keine Wiedergutmachung und lebten ihr Leben lang von Folgekrankheiten geplagt am Existenzminimum.“

Zu den historischen Ereignissen hält sie fest:

„Im Frühjahr 1940 begann die systematische Deportation von Sinti und Roma aus dem Deutschen Reich in das besetzte polnische Generalgouvernement. Am 27. April 1940 ordnete Himmler den ersten Transport von 2.500 Personen an. Aus den Kölner Messehallen und dem Zuchthaus Hohenasperg bei Stuttgart fuhren während dieser sogenannten Mai-Deportationen Sonderzüge in das Generalgouvernement, wo die Verschleppten in Lager, Ghettos oder in Dörfer gebracht und zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Am 16. Dezember 1942 ordnete Himmler an, alle noch im Reichsgebiet und in den besetzten Gebieten lebenden Sinti und Roma in ein Konzentrationslager einzuweisen. Aufgrund dieses Erlasses wurden im März 1943 über 20.000 Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau deportiert.“

Sie konstatiert, dass auf der einen Seite zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus regelmäßig Veranstaltungen von offizieller Seite, aber auch von Organisationen der Zivilgesellschaft und der Kirchen durchgeführt werden. Auf der anderen Seite registriert sie aber auch ein Anwachsen des Antiziganismus in Deutschland:

„Rechte Gruppen organisieren sich verdeckt und auch öffentlich. Nach einer Emnid Umfrage lehnen 68 Prozent der Deutschen Sinti und Roma als Nachbarn ab. Sinti und Roma werden im Alltag mit Diskriminierungen konfrontiert, z.B. auf der Arbeit, in Ämtern, Schulen und in ihrem sozialen Umfeld.“