Oma Nina, geb. 1926, am Bug

Oma Nina, geb. 1926, am Bug

Oma Nina ist in einem kleinen Dorf am Bug aufgewachsen und hat viele Jahrzehnte in der Landwirtschaft gearbeitet.

Die rumänischen Besatzer zwangen sie 1942, ihr Haus zu verlassen, weil darin Roma aus Rumänien einquartiert worden waren.

Oma Nina schildert im Gespräch, welches Leben diese Deportierten fristen mussten.

“Die Rumänen gaben den Zigeunern nichts zu essen, sie wurden aber auch nicht zum Arbeiten gezwungen. Sie saßen im Dorf wie in einem Käfig. Im Winter tauschten sie ihre Kleidung gegen Brot und Mehl. Kleine Kinder trugen Brennmaterial aus und baten um Brot. Alle bettelten um Lebensmittel. Sie lebten vor sich hin und starben: junge, schöne Männer waren darunter…Ihre Leichen wurden ins Wasser geworfen.”

Am Fluss wurde eine Wache aufgestellt. Die Rumänen und Deutschen teilten sich auf: rechtes Ufer Rumänen, linkes Ufer Deutsche.

Als die Zigeuner kamen, verfügten die Rumänen, dass die Dorfbewohner ihre Häuser verlassen mussten. Die Zigeuner waren reich, sie tauschten Ohrringe und Ringe gegen Brot und Mehl. Die Zigeuner suchten Brennmaterial (u.a. Zweige von Kirschbäumen), boten es den Dorfbewohnern an, tanzten, molken Kühe und baten dafür um Lebensmittel. Es blieben aber nur sehr wenige am Leben. Die Rumänen verlangten Hühner und Kartoffeln für ihre Gendarmen. Hier waren ungefähr 200 Zigeuner. Ich weiß noch genau, in welchen Straßen und Häusern sie gelebt haben. Diebstähle oder Prügeleien gab es von ihrer Seite nicht. Aber niemand hat ihnen geholfen: Nicht die Deutschen, nicht die Rumänen.

Im Winter tauschen sie ihre Kleidung gegen Brot und Mehl ein. Sie haben die Häuser zerlegt und das Holz verbrannt, um zu heizen. Ich habe ihnen Essen gebracht, damit sie unser Haus nicht verbrennen; die Sommerküche verbrannten sie aber trotzdem.Die Rumänen gaben den Zigeunern nichts zu essen, sie wurden aber auch nicht zum Arbeiten gezwungen. Sie saßen im Dorf wie in einem Käfig; kleine Kinder trugen Brennmaterial aus und baten um Brot. Alle bettelten um Lebensmittel. Sie lebten vor sich hin und starben: junge, schöne Männer waren darunter…Ihre Leichen wurden ins Wasser geworfen, einige wurden auf dem Friedhof beerdigt.

Einen Arzt gab es nicht. Die Dorfbewohner gingen fischen, das hat viele vor dem Hunger gerettet. Aber ich weiß nicht, ob die Zigeuner überhaupt an den Fluss durften. Ich weiß nicht mehr, wann die Zigeuner wieder weggegangen sind. Jedenfalls war das noch unter der rumänischen Herrschaft. Es waren nicht mehr viele.

Eine redegierte Zusammenfassung des gesamten Interviews.

Als die Deutschen kamen, konnte ich ein bisschen mit ihnen sprechen, weil ich in der Schule etwas Deutsch gelernt habe. Ein Offizier wurde bei uns einquartiert. Die Deutschen taten uns nichts. Sie wollten Lebensmittel, brachten dafür aber auch immer etwas zum Tauschen mit.

Am Fluss wurde eine Wache aufgestellt. Die Rumänen und Deutschen teilten sich auf: rechtes Ufer Rumänen, linkes Ufer Deutsche.

Einige Deutsche sprachen russisch; die Dorfbewohner fragten nach – es handelte sich um Freiwillige aus der Region Krasnodar; sie waren allerdings Gezwungen-Freiwillige – waren vor die Wahl gestellt worden, in die deutsche Armee einzutreten oder erschossen zu werden.

Die Rumänen verhielten sich den Dorfbewohnern gegenüber anders; sie nahmen Bauernhäuser in Beschlag, der Familie blieb nur ein Zimmer; aber sie taten den Dorfbewohnern auch nichts. Nur ein Gendarm benahm sich brutal gegenüber den Ukrainern. Manche Mädchen bandelten mit den Gendarmen an, besorgten ihnen Sachen und bekamen dafür Kleidung.

Als die Zigeuner kamen, verfügten die Rumänen, dass die Dorfbewohner ihre Häuser verlassen mussten. Die Zigeuner waren reich, sie tauschten Ohrringe und Ringe gegen Brot und Mehl. Die Zigeuner suchten Brennmaterial (u.a. Zweige von Kirschbäumen), boten es den Dorfbewohnern an, tanzten, molken Kühe und baten dafür um Lebensmittel. Es blieben aber nur sehr wenige am Leben. Die Rumänen verlangten Hühner und Kartoffeln für ihre Gendarmen. Hier waren ungefähr 200 Zigeuner. Ich weiß noch genau, in welchen Straßen und Häusern sie gelebt haben. Diebstähle oder Prügeleien gab es von ihrer Seite nicht. Aber niemand hat ihnen geholfen: Nicht die Deutschen, nicht die Rumänen.

Im Winter tauschen sie ihre Kleidung gegen Brot und Mehl ein. Sie haben die Häuser zerlegt und das Holz verbrannt, um zu heizen. Ich habe ihnen Essen gebracht, damit sie unser Haus nicht verbrennen; die Sommerküche verbrannten sie aber trotzdem. Ich weiß nicht mehr, wann die Zigeuner wieder weggegangen sind. Jedenfalls war das noch unter der rumänischen Herrschaft. Es waren nicht mehr viele.

Die Rumänen gaben den Zigeunern nichts zu essen, sie wurden aber auch nicht zum Arbeiten gezwungen. Sie saßen im Dorf wie in einem Käfig; kleine Kinder trugen Brennmaterial aus und baten um Brot. Alle bettelten um Lebensmittel. Sie lebten vor sich hin und starben: junge, schöne Männer waren darunter…Ihre Leichen wurden ins Wasser geworfen, einige wurden auf dem Friedhof beerdigt. Einen Arzt gab es nicht. Die Dorfbewohner gingen fischen, das hat viele vor dem Hunger gerettet. Aber ich weiß nicht, ob die Zigeuner überhaupt an den Fluss durften.

Am 26. März 1944 wurde das Dorf befreit, die Rote Armee marschierte ein; Milchabgabe wurde wieder eingeführt, wie vor dem Krieg; vor und nach dem Krieg dieselben Zahlen, was an Litern Milch, Stück Eier usw. abzuliefern war. Deutsche und Rumänen verlangten keine Abgaben, Deutsche wollten manchmal Milch haben, aber nicht umsonst, gaben Geld dafür.

Kamen nach dem Krieg einmal Deutsche oder Rumänen hier ins Dorf, um zu fragen, was passiert war?

Nein, niemand interessierte sich für das, was hier vorgefallen war. Das Leben ging weiter, niemand gab uns etwas oder half uns.